IHK-CheckSo sehen Leverkusens Firmen in die nähere Zukunft

Lesezeit 3 Minuten
Blick über den Rhein auf den Chempark bei Nacht

Bei den Dienstleistern ist die Stimmung besser, in der Industrie schlechter. Das hat die IHK in ihrer Frühjahrs-Umfrage herausgefunden.

Es herrscht weniger Pessimismus in den Unternehmen der Stadt und der Region – aber das ist kein Grund zum Jubel.

Es ist die Industrie, die Anlass zur Sorge gibt. Das ist für Leverkusen ein schlechtes Zeichen, aber auch für den benachbarten Rheinisch-Bergischen Kreis. Denn die jüngste Konjunktur-Umfrage der Industrie- und Handelskammer ist durchaus differenziert zu betrachten. Darauf wies IHK-Volkswirt Matthias Franken am Mittwoch hin. Dass die Lage in den Unternehmen insgesamt inzwischen besser eingeschätzt werde, liege vor allem am Echo der Dienstleister. In den Industrieunternehmen sehe das ganz anders aus; „das Vertrauen in den Standort fehlt“, ergänzte in der Opladener IHK-Filiale deren neuer Leiter Jörg Hausmann.  

Vor allem Industrie wie die Chemie, wo sehr viel Energie gebraucht wird, sehe die hohen Preise als großen Risikofaktor. Darauf schaue man in den Unternehmen mehr als auf den Fachkräftemangel. Der ist nach allem, was die Teilnehmer der Frühjahrsumfrage mitteilen, zwar ein großes Problem. Aber dort, wo ohnehin Jobs abgebaut werden, drücke das natürlich viel weniger. Und Jobabbau komme inzwischen häufiger vor, sagte Volkswirt Franken unter Verweis auf die IHK-Daten zum Auslastungsgrad in den Unternehmen: Jenseits der 80 Prozent verorten sich nur noch wenige, dass nur 25 Prozent der Kapazität genutzt werden, komme häufiger vor als gedacht. „Da lässt sich nicht mehr auskömmlich produzieren“, so Franken.     

Seit 2019 fehlt ein nachhaltiger Aufschwung
Matthias Franken, IHK-Volkswirt

Der Volkswirt sieht einen Zusammenhang zwischen Auslastung und Liquidität in den Unternehmen. 58 Prozent haben in der Umfrage ihre finanzielle Lage als „unproblematisch“ beschrieben. Das sei keineswegs ein beruhigender Wert, erklärte Franken: „Der Anteil liegt sonst bei 70 bis 80 Prozent.“ Etwa jedes fünfte Unternehmen im Kölner Kammerbezirk berichte von Liquiditätsengpässen.   

Dass Stellen abgebaut werden, findet man in der IHK  „besorgniserregend“. Das zeige, dass den höheren Erwartungen, die gerade gemessen wurden, nicht unbedingt zu trauen ist. Erst recht, weil der Anteil der positiv gestimmten Unternehmer Anfang des Jahres auf einem kaum je gemessenen Tiefpunkt angekommen war: Von den 65 Teilnehmern erwarteten keine sechs Prozent bessere Geschäfte. Jetzt sind immerhin 18,5 Prozent optimistisch, genau so viele wie pessimistisch. Das war zu Jahresbeginn noch jeder dritte Unternehmer.

In Rhein-Berg herrscht noch mehr Pessimismus

Im Rheinisch-Bergischen Kreis zeigt sich in dieser Hinsicht ein etwas anderes, noch deutlich schlechteres Bild: Positive Erwartungen hatten zu Jahresbeginn nicht einmal fünf Prozent der Befragten, und dieser Wert ist jetzt auch nur auf gut elf Prozent gestiegen. Schlechtere Geschäfte erwarteten in Rhein-Berg zu Jahresbeginn sogar fast 42 Prozent, jetzt noch mehr als 25 Prozent.  

Nicht gut sieht es in beiden Gebieten mit den Investitionsplänen aus. Der Anteil der Unternehmen, die auf diesem Gebiet etwas machen wollen, ist zurückgegangen. In der IHK sieht man das als Indikator für eine gewisse Ernüchterung, was die Konjunktur angeht: Hoffnungen, dass 2024 etwas besser läuft, seien bislang enttäuscht worden. In Leverkusen hegen nach reichlich 25 nur noch 23 Prozent der Unternehmen Investitionspläne, in Rhein-Berg ist der Anteil von gut 22 sogar auf knapp 19 Prozent zurückgegangen.   

Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre, in denen die Covid-Krise vom Angriff auf die Ukraine und den daraus resultierenden Energiepreis-Schock abgelöst wurde, bilanziert IHK-Volkswirt Matthias Franken: „Seit 2019 fehlt ein nachhaltiger Aufschwung.“ Die Wirtschaft habe sich im Rezessionsmodus einrichten müssen. Das entfalte weiter Wirkung, zeigt die Frühjahrs-Umfrage.

KStA abonnieren