Nach 16 Monaten StillstandKünstler nutzen Sealife-Center in Königswinter für Ausstellung

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Das Bild „Theaterregisseurin" von Tobias Buß hängt im Eingangsbereich.

Das Bild „Theaterregisseurin" von Tobias Buß hängt im Eingangsbereich.

Vier Künstler aus dem Palastweiher nutzen das Gebäude für die Ausstellung „Segelwetter“. 

Nach 16 Monaten öffnet das Sealife am Sonntag um 12 Uhr mit einer Vernissage wieder seine Türen für die Öffentlichkeit. Mit der Ausstellung „Segelwetter“, die bis zum 16. Juni für sechs Wochen in dem ehemaligen Eingangsbereich und Cafeteria andauert, setzt die Stadt die angekündigte Interimslösung um.

Die Königswinterer „Gruppe Palastweiher“, die in dem viktorianischen alten Kulturhaus in der Winzerstraße seit vielen Jahren Ateliers bezogen hat, unternimmt diesen Ausflug in das ehemalige Aquariumsgebäude wo die Arbeiten in einem hellen freundlichen Umfeld gut zur Geltung kommen.

Bürgermeister Lutz Wagner (links) und Fabiano Pinto bei der Vorstellung.

Bürgermeister Lutz Wagner (links) und Fabiano Pinto bei der Vorstellung.

„Wir begrüßen Sie in einem der schönsten Ausstellungsräume entlang der Rheinschiene“, war Bürgermeister Lutz Wagner froh, dass alle Beteiligten die Chance beim Schopfe gepackt haben, wieder Leben ins Sealife zu bringen.

Eine langfristige Lösung für die Immobilie ist derweil noch nicht in Sicht. „Wir haben noch keinen bis ins letzte Detail ausgefeilten Plan. Das ist für Verwaltungen sicherlich unüblich, aber wir gönnen uns das“, fügte der Bürgermeister an. Man gehe mit einer hohen Agilität und Flexibilität in das Projekt. „Es war ein Kraftakt, diese Ausstellung in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen“, dankte Wagner den vielen Beteiligten, die mit zusätzlicher Arbeit das Projekt umgesetzt haben.

Sealife ist eine spezielle Immobilie

Es sei eine ganz spezielle Immobilie mit besonderen Anforderungen, aber auch mit besonderen Möglichkeiten, betonte der Technische Beigeordnete der Stadt, Fabiano Pinto, bei der Vorstellung der Ausstellung. „Es gibt eine Richtung und eine Zielsetzung, diesen Ort der Öffentlichkeit wieder ein stückweit zugänglich zu machen. Da ist die Ausstellung eine gute erste Lösung“, betonte er. Es brauche einen langen Prozess, bei   dem sich sowohl schlaue Köpfe aus der Verwaltung, aber auch Experten von außen zusammensetzen müssten. In Vorbereitung sei die Beauftragung eines Planungsbüro, gemeinsam in einem Prozess zu überlegen, welche Rahmenbedingungen es für eine zukünftige Nutzung geben könne.

Unter dem Motto „Kunst, Kultur und Begegnung“ will die Stadt als Betreiber auf jeden Fall demnächst einen Raum zur Verfügung stellen, in dem auch Lesungen und kleinere Konzerte stattfinden können. „Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, den Ort wieder zu erleben und zu erfühlen“, so Pinto.

Die Miniatur „Lohengrin hat nicht geholfen“ von Ingrid Klein.

Die Miniatur „Lohengrin hat nicht geholfen“ von Ingrid Klein.

Die vier Kunstschaffenden aus dem Palastweiher schicken nun unter dem Titel „Segelwetter“ eine erste frische Brise durch den großen gerundeten Saal mit dem kleinen intimen Kabinett in der Mitte. Etwa ein Viertel des gesamten Gebäudes wird genutzt. „Segelwetter“, das ist nicht zu übersehen, ist dann vor allem, wenn der Himmel blau ist, wie in der fein nuancierten Farbfeldmalerei von Christine Theile, die diesen thematischen Vorsatz nur einmal verlässt, als sie einen Angelbefund an Rotbarben zu einem kleinen Bild werden lässt. Knall und Fall korrespondiert es mit einer realen roten Boje, die dazu ausgelegt wurde.

Ausstellung geht bis zum 16. Juni

Minimalistisch und doch zugleich opulent ist die „Variation in Blau“ von Lilian Szokody, festgehalten in insgesamt 50 verschiedenen Farbtafeln, die durch ihren gefalteten Rand so raffiniert gefasst sind, dass sie wie edle kleine Reliefskulpturen wirken. Allein die Anbringung an der Wand stellte an die Künstlerin schon besondere Anforderungen. Die werden noch einmal gesteigert durch einen filigran gehäkelten Riesentropfen im kleinen Kabinett.

Jubelnd, frei nach dem so schön beschriebenen Damenausflug der listigen Annie Ernaux (2022 Nobelpreis für Literatur) an den Strand, laufen fünf lachende Damen direkt auf den Betrachter zu.  Es ist eines der Blow-ups von übermalten alten Schwarz-Weiß-Fotografien, die die Malerin Ingrid Klein hier nun auf Küste und Strand bezieht.

Mit leichter Hand versucht Tobias Buß das Glück zu fassen, indem er eine I-Pad-Zeichnung auf Papier zu einer vergrößerten Riesenzeichnung (150 mal 120 Zentimeter) werden ließ. Heiterkeit auch hier, und doch gibt es auch ernste Untertöne auf den zweiten Blick in manchem Strandgut an der weiten Küste.


Die Ausstellung in der Rheinallee 8 geht bis 16. Juni und ist dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 12 bis18 Uhr geöffnet.

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