KommentarFinal-Einzug ist nur noch Formsache – Bayer 04 lässt diesen Gedanken aber nicht zu

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Bayer Leverkusen's German midfielder #08 Robert Andrich (C) and Bayer Leverkusen's German midfielder #10 Florian Wirtz celebrate with teammates after winning the UEFA Europa League semi final first leg football match between AS Roma and Bayer Leverkusen at the Olympic stadium on May 2, 2024 in Rome. (Photo by Alberto PIZZOLI / AFP)

Die Leverkusener Profis lassen sich nach dem Sieg im Halbfinal-Hinspiel in Rom von ihren Fans feiern.

Im Halbfinal-Hinspiel der Europa League gelang Leverkusen ein souveränes 2:0 bei der AS Rom. Es ist Zeugnis einer beeindruckenden Entwicklung.

358 Tage liegen zwischen den beiden Leverkusener Halbfinal-Hinspielen in der Europa League bei der AS Rom. 358 Tage, die von einer beeindruckenden Entwicklung einer Fußballmannschaft zeugen – mit einem möglicherweise einmaligen Ergebnis. Beim 0:1 am 11. Mai des vergangenen Jahres war Bayer 04 an den Defensivkünsten der Italiener gescheitert. Sowohl die Versuche von Individualisten wie Florian Wirtz und Jeremie Frimpong als auch alle mannschaftlichen Bemühungen zerschellten am römischen Bollwerk. Das abgezocktere und reifere Team hatte gewonnen – und schaukelte das Ergebnis im Rückspiel, unter Einsatz aller noch so unschönen Mittel, über die Zeit.

358 Tage später ist alles anders. Bayer 04 Leverkusen ist Deutscher Meister, strotzt auf allen Ebenen nur so vor Selbstvertrauen und ist in der Lage, sein Spiel gegen jeden Gegner durchzudrücken. So auch beim 2:0 vom Donnerstagabend. Trainer Xabi Alonso hat aus einem zur schnellen Verunsicherung neigenden Haufen talentierter Spieler ein unerschütterliches und bemerkenswert flexibles Kollektiv geformt. Der Werkself des Frühjahrs 2024 ist es egal, in welcher personellen Besetzung und in welcher taktischen Formation sie aufläuft. In Rom verzichtete Xabi Alonso über die gesamten 90 Minuten auf echte Stürmer. Dennoch blieb der fußballerische Ansatz gleich: Dominanz.

Bayer 04 Leverkusen hat offenbar vergessen, wie man ein Fußballspiel verliert

Wie man ein Fußballspiel verliert, hat Bayer 04 offenbar vergessen. Rom hatte am Donnerstagabend, ähnlich wie Leverkusen ein Jahr zuvor, keine Mittel, um den Deutschen Meister ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Mit etwas mehr Konsequenz im Abschluss wäre der Sieg noch deutlicher ausgefallen. Die Rekordserie von nun 47 Spielen ohne Niederlage war nie wirklich in Gefahr.

Der Einzug ins Endspiel von Dublin sollte am kommenden Donnerstag deshalb nur noch Formsache sein. Allerdings ist es eine der fundamentalen Stärken des Teams, das genau dieser Gedanke nicht den Weg in die Köpfe der Spieler findet. Auf der anderen Seite dürfte nach den Eindrücken aus dem Stadio Olimpico selbst den optimistischsten Römern die Fantasie dafür fehlen, warum es gerade ihrer Mannschaft gelingen sollte, Bayer 04 erstmals zu besiegen – und dann auch noch mit drei Toren Differenz. Das Rückspiel wird sich fundamental von dem der vergangenen Saison unterscheiden. Denn der Werkself käme es nicht im Traum in den Sinn, die Partie nur mit Theatralik und Zeitschinderei irgendwie über die Ziellinie zu bringen. Diese Fähigkeit ist eine der wenigen, die im Leverkusener Repertoire fehlen. Vielleicht sollte das auch so bleiben.

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