„Viele junge Leute sind Stammkunden“50 Jahre Taverne Alekos – wo der erste Gyros-Spieß von Köln rotierte

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50 Jahre gibt es die Taverne Alekos schon.

50 Jahre gibt es die Taverne Alekos schon.

Seit einem halben Jahrhundert hält sich Alexandros Eliotis' Lokal an der wuseligen Venloer Straße. Ein Gespräch über Lebenspläne – und wie sie sich wandeln können.

Es hatte für einiges Aufsehen gesorgt, erzählt Alexandros Eliotis, als er damals seinen rotierenden Gyros-Spieß für die Passanten gut sichtbar nahe am Fenster zur Venloer Straße in Betrieb nahm. „Die blieben stehen und staunten. Sie kannten es ja nicht, es war der erste Gyros-Spieß in Deutschland.“

1974 war das, die Deutschen hatten sich gerade ein bisschen an die Pizza gewöhnt, der Döner stand noch nicht mal in den Startlöchern. Katerina Eliotou möchte die Pionier-Tat ihres Vaters aber nicht ganz so hoch hängen: „Na ja, das lässt sich schlecht überprüfen, aber es könnte sein, dass es der erste Gyros-Spieß in Köln war.“

Taverne Alekos: Malerische Buchten und bärtige Helden an den Wänden

Nun feiert die „Taverne Alekos“ ihr 50-jähriges Bestehen in ihren ursprünglichen Räumen. Die sehen so aus, wie man sich eine griechische Taverne eben vorstellt, mit Bildern von malerischen Buchten und bärtigen Heroen an den Wänden. Ein erstaunliches Jubiläum für jeden Gastronomie-Betrieb, aber vor allem an der Venloer Straße, wo in den vergangenen Jahren Restaurants und Imbiss-Betriebe aller Art ins Kraut schossen. In unmittelbarer Nähe kann man hawaiianisch speisen, vegane Pizza bestellen oder feine portugiesische Fisch-Gerichte kosten.

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Der Taverne Alekos konnte ein Umfeld nichts anhaben, in dem sogar die sonst unbezwingbare Currywurst angesichts der jungen, kulinarisch aufgeschlossenen Kundschaft Ehrenfelds nur noch ein Nischendasein fristet. „Es ist eigentlich immer sehr gut gelaufen, zu unseren Stammkunden gehören heute auch wieder ganz junge Leute, da staunt man“, erzählt Katerina Eliotou. Ihr Vater schmunzelt verschmitzt: „Es ist ja einfach lecker.“

Berufsmusiker, Bergbau, Zinkerei, Bayer – Eliotis hat viel gemacht

Im Jahre 1962 war er als 25-Jähriger aus einem kretischen Dorf nach Deutschland gekommen. Sein Vater war früh gestorben, er fühlte sich für seine jüngeren Geschwister verantwortlich und wollte Geld verdienen. „Eigentlich war ich Berufsmusiker, meine Laute musste ich aber für die Fahrkarte verkaufen“, berichtet Alexandros Eliotis und seine Augen werden feucht. Zuerst habe er in Kohlscheid gelebt, im Steinkohle-Bergbau unter Tage gearbeitet, 1965 dann in einer Zinkerei an der Widdersdorfer Straße, danach neuneinhalb Jahre bei Bayer in Dormagen. „Manchmal habe ich drei Schichten hintereinander gemacht.“

Am 30. April 1974 ging es los in der Taverne in Ehrenfeld.

Am 30. April 1974 ging es los in der Taverne in Ehrenfeld.

Über einen Freund, der Spielautomaten aufstellte, wurde er auf das Lokal am Geisselmarkt aufmerksam und mietete es an. Dann fuhr er nach Athen, engagierte einen Koch und kaufte einen Gyros-Grill, um ihn nach Ehrenfeld zu transportieren. Doch nicht nur die schon relativ große griechische Gemeinde Kölns speiste in der Taverne.

„Zum ‚Alekos‘ kamen viele Studenten, die hier in Ehrenfeld lebten. Es war ein günstiges Essen“, erinnert sich Egbert Kaiser, Architekt im Ruhestand, dessen Büro schräg gegenüber der Taverne liegt und der auch den Umbau im Jahre 2005 plante, als Eliotis endlich das Haus kaufen konnte. Kaiser kommt immer noch häufig zum Essen hierher.

Udo Jürgens sang „Griechischer Wein“

In den Siebzigern ging es hoch her. „Nach kurzer Zeit bin ich wieder zum Hersteller des Grills gegangen und habe eine Spezialanfertigung mit zwei Spießen bestellt“, sagt Eliotis. Für griechische Feste grillte er ganze Lämmer, manchmal fünf pro Nacht. Udo Jürgens sang „Griechischer Wein“ und junge Künstler gestalteten das Innere der Taverne neu, indem sie einfach bunte Farbbeutel an die Wand warfen, wie er sich lachend erinnert. Schon 1967 hatte er die Mutter seiner Tochter auf einem griechischen Tanzabend an der Neusser Straße kennengelernt: „Wir haben aber nie geheiratet, es war eine wilde Ehe, eine gute Zeit.“

Zur 50-Jahr-Feier schaut auch Stammgast Günter Wallraff vorbei, der um die Ecke lebt. Er schenkt dem Chef zwei Gedenkmünzen an die Überwindung der Militärdiktatur. Wallraff hatte sich auf dem Syntagma-Platz in Athen selbst an einen Lichtmast gekettet und gegen die Diktatur protestiert. Das war ebenfalls im Jahre 1974. „Er ist Ehrenbürger Athens, ein guter Mann“, sagt Alexandros Eliotis gerührt. Auch Rolly Brings und seine Söhne waren regelmäßig zu Gast, als sie noch im Urania-Theater in der Thebäerstraße nebenan auftraten.

Gyros, Souvlaki, Lamm, Ouzo und Metaxa

Das Speisen- und Getränke-Angebot hat sich in all den Jahren kaum geändert: Gyros, Souvlakia, Lamm-Koteletts, Ouzo und Metaxa stehen wie eh und je auf der Karte. „Aber mein Schwiegersohn kocht jetzt, und er hat die Rezepte verfeinert. Das Tzatziki, aber auch das Tiramisú zum Beispiel haben noch nie so gut geschmeckt“, versichert Alexandros Eliotis.

Kerstin Schlachter, die mit ihrem Gatten Jörg seit 2008 jede Woche mindestens einmal ins „Alekos“ kommt und hier sogar ihre Hochzeit „mit Reis über dem Kopf“ gefeiert hat, kennt auch einen anderen Grund: „Man fühlt sich willkommen, gehört irgendwie zur Familie. Zum Abschied gibt's eine Kusshand aus der Küche.“

Alexandros Eliotis hat mittlerweile einige Mietshäuser gebaut, auf Kreta, wo er heute zumeist lebt. „Ich fange vielleicht wieder mit dem Lautenspiel an“, sagt er und lächelt.

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