Kölner RekordhalterEhrenfeld radelt allen davon – Politiker aber nicht zufrieden

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Radfahrer auf der Venloer Straße 

Ehrenfeld – Die jüngst veröffentlichten Zahlen des Kölner Fahrradbeauftragten sprechen eine klare Sprache. Der Stadtteil Ehrenfeld ist Spitze in Sachen Radfahrer. Auf der Venloer Straße fahren Radfahrer besonders häufig. An der Dauerzählstelle, die sich nahe der Kreuzung mit der Inneren Kanalstraße befindet, wurden bereits mehr als 1,6 Millionen Fahrten registriert. Das entspreche einem Anstieg von etwa elf Prozent gegenüber dem Vorjahr, gibt Fahrradbeauftragter Jürgen Möllers an. Auf den Plätzen dahinter rangieren die Zählstellen Neumarkt und Deutzer Brücke mit jeweils 1,3 Millionen gezählter Fahrten per Rad innerhalb der vergangenen zwölf Monate.

Die bisherigen Rekordzahlen bestätigen damit die Ergebnisse aus der vor kurzem veröffentlichten Studie „Mobilität in Deutschland 2017“. Diese hatte ergeben, dass mittlerweile rund 19 Prozent aller Wege in Köln mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.

Dieser Durchschnittswert wird von den Ehrenfeldern übertroffen. Hier liegt der Anteil des Fahrradverkehrs schon jetzt bei rund 30 Prozent. Die Ehrenfelder Politiker sind damit aber nicht zufrieden. Bis 2025 wollen sie den Anteil auf 40 Prozent gesteigert haben.

Auf dem Weg dorthin wollen sie die Entwicklung mit Hilfe eines regelmäßigen „Runden Tischs“, den der Bezirksbürgermeister alle halbe Jahre einberufen soll, beschleunigen. Den Antrag brachten bis auf FDP/Piraten alle Fraktionen und der Einzelvertreter ein. FDP/Piraten-Vertreterin Marlis Pöttgen stimmte dennoch mit „Ja“, betonte aber, dass nach ihrer Ansicht mit der geforderten Zusammensetzung des neuen Arbeitskreises die Belange der Alltagsradler zu wenig berücksichtigt würden. Bezirksvertreterin Petra Bossinger (SPD) forderte dies jedoch ebenfalls ausdrücklich.

Mit dem Runden Tisch Radverkehr orientiert sich die Ehrenfelder Bezirksvertretung an den bereits bestehenden gleichartigen Gremien der Bezirksvertretungen Porz, Nippes, Innenstadt und Rodenkirchen. In dieser Hinsicht sind die Ehrenfelder also im Verfolgerfeld. „Die Runden Tische Radverkehr arbeiten zum Teil schon seit mehreren Jahren sehr erfolgreich“, sagt Fahrradbeauftragter Jürgen Möllers.

Hauptzweck der Runden Tische sei es, fahrradspezifische Themen zu vertiefen und die Bezirksvertreter mit Hintergrundinformationen zu versorgen. In den meist vollen Tagesordnungen der regulären Sitzungen der Stadtteilparlamente sei dafür in der Regel keine Zeit. Es funktioniere dabei auch, dass Anträge zum Thema, die sonst in den Sitzungen gestellt würden, bei den Treffen des Runden Tischs behandelt werden könnten. Dadurch werde die Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung „effektiver und schlanker“.

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Möllers betont zudem: „In Ehrenfeld kommt der Beschluss zum richtigen Zeitpunkt, weil hier gerade das Radverkehrskonzept in der Bearbeitung ist.“ Er erwartet, dass es bei der Umsetzung öfters um Detailfragen und Lösungen zu bestimmten Straßenabschnitten oder Knotenpunkten gehen wird. Der Runde Tisch sei dafür eine sinnvolle Einrichtung.

Wie in den anderen Bezirksvertretungen auch soll die Runde aus je einem Vertreter der Fraktionen und dem Einzelmandatsträger bestehen, zudem ein Mitarbeiter des Fahrradbeauftragten sowie Vertretern verschiedener lokaler Verkehrsinteressengruppen.

Zentraler Baustein von Mobilität

Radverkehr ist laut Verwaltungseinschätzung ein zentraler Baustein der zukünftigen Mobilität in Köln. Um das Bewusstsein hierfür in den Institutionen, bei Interessengruppen und bei den Bürgern zu schärfen, wurde die „Tippingpoints - Agentur für nachhaltige Kommunikation“ aus Bonn beauftragt.

Aufgabe und Selbstverständnis dieser Firma ist es, das Thema Radfahren durch eine umfassende Kommunikationsstrategie voranzubringen. Die zentralen Begriffe sind dabei Information, Transparenz und Akzeptanz.

Neue Fahrradstraßen für Neuehrenfeld

Neue Fahrradstraßen sollen in Neuehrenfeld eingerichtet werden. Beschlüsse der Bezirksvertretung gibt es längst, auch die Planungen sind abgeschlossen. Es betrifft die Nußbaumer Straße im Abschnitt zwischen Parkgürtel und Liebigstraße sowie die Ottostraße. Beide Straßen führen zu den Schulen in der Ottostraße. Der Fahrradbeauftragte rechnet mit den Arbeiten zur Markierung und Beschilderung noch in diesem Herbst. (Rös)

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