Reaktion auf Brandbrief an ErzbistumKardinal Woelki trifft kritische Pfarrer

Lesezeit 2 Minuten
Woelki mit Maske

Kardinal Rainer Maria Woelki

Köln – Ein Austausch zwischen Kardinal Rainer Woelki und einer Initiative kritischer Pfarrer aus dem Erzbistum Köln über die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist ohne konkretes Ergebnis geblieben. Die „Redlichkeit der Bistumsleitung“ und deren Wille zur weiteren Aufarbeitung seien an den Konsequenzen aus den von Woelki in Auftrag gegebenen Gutachten zu messen, teilte das „Priesternetzwerk Köln“ im Anschluss an das Treffen von sieben Vertretern mit Woelki sowie weiteren leitenden Geistlichen mit.

Woelki sagte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger", er sei „zufrieden, dass wir uns austauschen konnten, nur im klaren Dialog kommen wir weiter". Die  Bedenken der Pfarrer und ihrer Gemeinden könne er nachvollziehen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir unser Versprechen nach Transparenz zeitnah einlösen können“, so der Erzbischof.

Das von den Pfarrern als „offen“ bezeichnete Gespräch war die Reaktion auf einen Brandbrief an die Bistumsleitung. Die Vertreter der Autoren hätten ihr Unverständnis darüber geäußert, dass die Bistumsspitze „zu lange billigend und tatenlos“ dem Kirchenaustritt von ungezählten engagierten Gläubigen zugesehen habe, statt zu öffentlich bekundeter Kritik Stellung zu beziehen.

Alles zum Thema Rainer Maria Woelki

Das könnte Sie auch interessieren:

Am Aufarbeitungsprozess kritisierten die Priester, dass durch den Streit über ein von Woelki unter Verschluss genommenes Gutachten und ein Ersatzgutachten rechtliche Fragen im Zentrum der Aufmerksamkeit stünden. „Unabhängig von einer juristischen Aufarbeitung erwarten wir die Übernahme moralischer und systemischer Verantwortung“, betonte der Solinger Pfarrer Meinrad Funke, einer der 34 Unterzeichner des Briefs. Die Geistlichen bemängelten nach eigenen Angaben auch eine „desaströse“ Kommunikation, mit der das Erzbistum zusätzlich Vertrauen zerstört habe.

„Opfergenesungswerk“ vorgeschlagen

Wenige Tage vor der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die sich zum wiederholten Mal mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche beschäftigen wird, riefen Opfervertreter für die Aufarbeitung den Bundestag zu Hilfe. „Die Kirche kann es nicht allein“, heißt es in einem Beitrag für die „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“, der unter anderem von den früheren Sprechern des Kölner Betroffenenbeirats, Patrick Bauer und Karl Haucke, verfasst wurde.

Die Autoren plädieren für eine „Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission“ und schlagen ein „Opfergenesungswerks“ vor. Es solle von den Kirchen finanziert werden, aber unabhängig arbeiten. Durch das Parlament zu klären sei auch die Frage, „wie angemessene Entschädigungen aussehen“ sollten.

Die katholischen Bischöfe hatten nach langem Ringen beschlossen, die (symbolische) Anerkennungsleistung von bislang meist 5000 Euro auf bis zu 50.000 Euro aufzustocken. In der evangelischen Kirche fehlt bislang ein allgemein verbindlicher Rahmen für Zahlungen an die Opfer.

KStA abonnieren