„Mein Leben ist genau hier vorbei“Brittney Griner spricht über üble Haftbedingungen in Russland

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Britney Griner, hier bei einem Sportevent, berichtet über ihre Zeit in russischern Gefangenschaft.

Brittney Griner, hier bei einem Sportevent, berichtet über ihre Zeit in russischern Gefangenschaft.

Brittney Griner wurde in Russland zu neun Jahren Haft verurteilt, kam nach rund 10 Monaten aber wieder frei. Nun berichtet sie über die Zeit.

Eigentlich hätte US-Basketballstar Brittney Griner allen Grund zur Freude. Die 33-Jährige und ihre Ehefrau erwarten ihr erstes Kind. Das Baby der zweifachen Olympiasiegerin und ihre Partnerin (31) soll im Juni zur Welt kommen. „Unglaublich, dass wir weniger als drei Monate davon entfernt sind, unseren Lieblingsmenschen zu treffen“, schrieb das Paar, das seit Juni 2019 verheiratet ist, auf Instagram zu einem Foto mit Ultraschallbildern und dem Hashtag „Baby Griner kommt bald“.

Vor wenigen Monaten war dieses Glück noch unvorstellbar. Die 33-jährige Brittney Griner war im Februar 2022 am Moskauer Flughafen wegen des Vorwurfs des Drogenbesitzes verhaftet worden, sie hatte in ihrem Gepäck Vape-Kartuschen mit Cannabis-Öl. Fast zehn Monate saß sie im Gefängnis, während russische Soldaten in die Ukraine einmarschierten und der Krieg tobte.

US-Star Brittney Griner schildert Haftbedingungen in russischem Gefängnis

Jetzt hat die Profi-Sportlerin über die Zeit in Gefangenschaft gesprochen. Eine Stunde lang berichtete sie dem US-Sender „ABC“ über die Tortur hinter Gittern. Dabei offenbarte Brittney Griner, dass sie während der Gefangenschaft auch Suizidgedanken hatte.

Direkt nach er Verhaftung habe sie gewusst, dass nichts mehr so sein werde, wie es vorher war. „Ich hatte das überwältigende Gefühl, als ob ein Fahrstuhl unter meinen Füßen in die Tiefe gefallen wäre. Ich dachte nur: Mein Leben ist genau hier vorbei“, so Griner.

Brittney Griner berichtet von Moment der Festnahme

„Als sie meine Taschen durchsuchten, fand ich zwei Patronen. Und ich dachte nur: ‚Oh, mein Gott, wie konnte ich diesen Fehler machen?‘ Und weiter: „Wie konnte ich so geistesabwesend sein und diesen großen Fehler machen? Ich konnte mir einfach vorstellen, wie alles, wofür ich so hart gearbeitet habe, einfach zerbröckelt und verschwindet.“

Sie habe an dem Morgen, an dem sie nach Russland reisen sollte, verschlafen und habe dann „im Panikmodus“ gepackt. Das habe dazu geführt, dass sie die Cannabisöl-Patronen in ihrem Gepäck vergessen habe. Ihr Prozess verzögerte sich um Monate verzögert hatte, im Juli 2022 bekannte sich Griner schuldig und gab an, dass sich die Vape-Patronen mit Cannabisöl unbeabsichtigt in ihrem Gepäck befunden hätten.

Kein Klopapier und abgelaufene Zahnpasta – so empfand Brittney Griner die Haft in Russland

Griner berichtet in dem Gespräch auch über ihre Haftbedingungen in Russland. Die Lebensbedingungen im Gefängnis seien sehr schlecht gewesen. Es habe ihr des Öfteren kein Toilettenpapier zur Verfügung gestanden, außerdem sei das Mindesthaltbarkeitsdatum der Zahnpasta, die man ihr gab, rund 15 Jahren abgelaufen gewesen. „Wir haben sie immer auf den schwarzen Schimmel aufgetragen, um den Pilzbewuchs an den Wänden abzutöten“.

Ihr Bett beschreibt Griner als Zumutung. „Auf der Matratze war ein riesiger Blutfleck, und sie geben einem diese zwei dünnen Laken“, fügte sie hinzu. „Man liegt also im Grunde genommen auf Stäben.“

Außerdem hätten ihr die eisigen Temperaturen im Camp zu schaffen gemacht. „Meine Dreads begannen zu gefrieren“, so Griner im Interview. Sie schnitt sich die Haare ab. „Ehrlich gesagt, es musste einfach passieren. Wir hatten Spinnen über meinem Bett, die Nester bauten“, sagte sie.

Griner nach rund zehn Monaten Haft durch Gefangenaustausch wieder frei

Die Basketballerin verbrachte fast zehn Monate im Gefängnis – und musste damit nur einen Bruchteil der von den russischen Behörden festgelegten Strafe absitzen. Denn Griner war wegen Drogenbesitzes zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Dank ihres Status als Profisportlerin setzten sich US-Diplomaten für ihre Freilassung ein. 

Im Dezember 2022 kam Griner im Rahmen eines Gefangenenaustausches für den russischen Waffenhändler Wiktor But frei. Auch US-Präsident Joe Biden hatte sich für ihre Freilassung eingesetzt. In der kommenden Woche erscheinen Griners Memoiren mit dem Titel „Coming Home“. Darin sind weitere Details aus ihrer Haft zu erwarten. (pst)

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