MitsingkonzertWie „Meister“ Guildo Horn in Euskirchen die Massen dirigierte

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Guildo Horn steht auf der Bühne des Euskirchener Stadttheaters. Er trägt ein lachsfarbenes, kurzärmeliges Hemd mit einer braun-gestreiften Krawatte und eine helle Hose.

Meister der Unterhaltung: Guildo Horn begeisterte im Euskirchener Stadttheater das Publikum mit einem Mitsingkonzert.

Mehrere Hundert Besucher verwandeln das Euskirchener Stadttheater in einen großen Karaoke-Saal – mit Guildo Horn als Zeremonienmeister.

Ein Mitsingkonzert mit Entertainer Guildo Horn – dieses Vergnügen wollten sich im Stadttheater Euskirchen ein paar hundert Fans nicht entgehen lassen. Höhepunkt des gemeinsamen Stimmbandtrainings: Heintjes „Mama“.

Das war zumindest zu Beginn des zweieinhalbstündigen Konzerts das Versprechen des „Meisters“, wie er sich selber nennt. Guildo Horn – größter Hit: „Guildo hat Euch lieb“ – gelobte an diesem Abend ein „gestrenger, kompetenter, aber vor allem ein geduldiger und warmherziger Chorleiter“ zu sein.

Guildo Horn lässt in Euskirchen die Konzertbesucher selbst singen

Dabei stellte sich zu Beginn des Retro-Schlager-Events, musikalisch gestaltet von Horns Combo „Die orthopädischen Strümpfe“, bei einer Spontanumfrage unter dem Publikum durch Horn heraus, dass ganze sieben der Besucher und Besucherinnen im Saal im Chor aktiv und damit stimmbandmäßig vorgebildet sind.

Und noch weniger gaben offen zu, dass sie an der Seite ihrer besseren Hälfte zum Besuch zwangsverpflichtet worden waren. Immerhin: Horn kündigte an, sein Publikum mitsingmäßig derart zu enthemmen, dass es als Höhepunkt des Abends sogar Heintjes „Mama“ intonieren werde, was „für Manche von Euch in der Erinnerung einer Nahtoderfahrung gleichkommt.“

Susanne, Heike und Janine aus Euskirchen und Lessenich, sowie ihre drei Michaels – „jede von uns hat einen“, so Heike – machten jedenfalls sofort wie die meisten der Zuhörenden gute Miene zum beginnenden Stimmband- und Mitsingspiel. Das begann mit einer Art Gymnastik des Stimmlippenapparates in der Mitte des Kehlkopfes: Töne intonieren, Töne halten, dann der gruppendynamisch wertvolle Kanon „Bruder Jakob“. Horn bemühte sich um systematische Lockerungsübungen des größten Chores im Kreisgebiet an diesem Abend.

Michael aus Euskirchen: „Ich kann nur laut, aber nicht gut“

Was erstens gelang, zweitens auch bei den drei Michaels aus Euskirchen und Lessenich anfängliche Skepsis verdrängte. „Ich kann nur laut, aber nicht gut“, schätzte „Michael Eins“ die eigenen Fähigkeiten zwar realistisch ein, und „Michael Zwei“ fragte sich, „ob es nicht reicht, wenn ich nur la-la-la singe?“, wo hingegen „Michael Drei“ es vorzog, stiller Genießer zu bleiben. Doch schon beim „Biene Maja“-Lied bewährte sich die Stückauswahl nach dem Prinzip des geringsten Widerstands.

Unterstützt vom Liedtext, der wie in allen anderen Fällen vorsichtshalber auf eine Leinwand auf der Bühne projiziert wurde, machten einige hundert mehrheitlich Ü-40 „Maja“-Fans aus ihrer Begeisterung fürs Chorprojekt keinen Hehl und ließen dem kollektiven Sangesvolumen freien Lauf. Wer da nicht dabei sein wollte oder konnte, fiel nicht weiter auf.

So bleibt die Hoffnung derjenigen, die den Termin in Euskirchens guter Stube verpasst haben, dass der von WDR 4 mitgeschnittene Sangesabend mit Guildo Horn und hunderter, heiß gelaufener Stimmbänder noch länger in der Audiothek des Senders zu finden sein wird. Zweifellos ein Dokument von chorgeschichtlicher Bedeutung. Wie meinte Guildo Horn im Wissen um den bekannt positiven Effekt des Chorgesangs fürs Wohlbefinden der Aktiven und in Abwandlung eines bekannten Sprichwortes: „Wo gesungen wird, da lass' dich ruhig nieder! Blöde Menschen haben keine Lieder.“

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