Leverkusener KonzernBayer hat 8000 Jobs abgebaut – Wenig Verständnis für Ungeimpfte

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Leverkusen – Rund 8000 Jobs hat Bayer seit 2018 abgebaut. Das sagte Vorstandschef Werner Baumann am Dienstag bei Vorlage der Zahlen des dritten Quartals. Vor rund drei Jahren hatte der Leverkusener Dax-Konzern angekündigt, 12 000 und damit rund jeden zehnten Job streichen zu wollen.

Das Ziel dieser und weiterer Sparmaßnahmen: Ab 2022 sollen die Kosten jährlich um 2,6 Milliarden Euro gesenkt werden. Während im Zuge der Umsetzung an manchen Stellen Jobs gestrichen wurden, wurden andere aufgebaut, erklärte Baumann bei einer Telefonkonferenz mit Journalistinnen und Journalisten: „Das Ziel des Programms war immer, Innovation und Wachstum weiter zu stärken.“ Nun soll es tatsächlich Ende 2021 abgeschlossen werden.

Während das eine Sparprogramm bei Bayer zwar ausläuft, wird ein weiteres laut Baumann in manchen Abteilungen noch diskutiert, in anderen bereits umgesetzt. Weitere 1,5 Milliarden Euro sollen eingespart werden, auch beim Personal, hieß es vor etwa mehr als einem Jahr. Wie sich das auf die Beschäftigung in Leverkusen und an anderen Standorten auswirkt, bleibt derweil unklar. Baumann könne keine Anzahl an Arbeitsplätzen nennen, die wegfielen und in welchen Bereichen, sagte er.

Vor Investoren wurde er noch 2020 deutlicher: Damals hieß es, das während Corona sehr erfolgreiche Geschäft mit frei verkäuflichen Arzneien werde erst ausgeklammert vom Abbau. Stattdessen könnten sogenannte Querschnittsfunktionen bei Pharma und Agrarchemie betroffen sein. Dabei handelt es sich um Verwaltungsbereiche, unter die auch Steuer- und Finanzabteilungen, IT-Services und die Konzernkommunikation fallen.

Angesichts steigender Coronavirus-Zahlen zeigte Werner Baumann am Dienstag wenig Verständnis für nicht geimpfte Angestellte: „Jeder sollte sich impfen lassen. Punkt.“

Eine Impfung erzwingen könne Bayer zwar nicht, übe in gewissen Bereichen aber verstärkt Druck aus, sagte Baumann. Er nannte Beschäftigte, die im Vertrieb, als Techniker oder in der Diagnostik in Krankenhäusern arbeiten. „Da müssen wir sicherstellen, dass wir ärztliches und Pflegepersonal und Behandelte nicht ins Risiko stellen“, sagte der Bayer-Vorstandsvorsitzende.

Baumann gab unterdessen erstmals einen Einblick in die gescheiterte Kooperation zur Impfstoffproduktion für Curevac in Wuppertal: Nach der Vereinbarung über eine Zusammenarbeit habe Bayer 30 neue Jobs geschaffen, um das Wuppertaler Werk für die diffizile Produktion von 160 Millionen mRNA-Impfstoffdosen jährlich umzurüsten.

Zudem seien „viele Hundert Mitarbeiter“ von zeitlich weniger kritischen Projekten abgezogen und beim Aufbau der Produktion eingesetzt worden. Dann aber stoppte Curevac seine Impfstoffpläne – und Bayer damit gezwungenermaßen auch. Die zusätzliche Belegschaft werde nun anderweitig in Wuppertal verwendet, sagte Baumann.

Derweil hat Bayer Umsatz und Gewinn im dritten Quartal erheblich gesteigert. So legten die Erlöse gegenüber dem Vorjahresquartal bereinigt um Währungswechsel- und Portfolioeffekte um 14,3 Prozent auf knapp 9,78 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn vor Sondereinflüssen stieg von Juli bis September 2021 um 16,4 Prozent und betrug gut zwei Milliarden Euro.

Unter dem Strich blieben Bayer 85 Millionen Euro Gewinn nach einem Verlust von 2,74 Milliarden Euro im Vorjahresquartal, als Rückstellungen für Vergleichszahlungen an Glyphosat-Kläger in den USA den Konzern schwer belastet hatten.

Vor allem in den Sparten Agrarchemie und Pharma erholte sich Bayer ordentlich von einem herausfordernden Jahr 2020, in dem die Covid-19-Krise auch die Leverkusener unter Druck gesetzt hatte. Im Agrargeschäft stiegen die Erlöse dank erheblicher Mengen- und Preissteigerungen bereinigt um 25,8 Prozent auf 3,85 Milliarden Euro.

Das Pharmageschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten brachte bereinigt 7,1 Prozent mehr Umsatz und damit 4,54 Milliarden Euro. Besonders bemerkbar machte sich, dass nach Aufhebung der Corona-Einschränkungen des Vorjahres wieder mehr Behandlungen in Arztpraxen und Krankenhäusern stattfinden konnten. Besonders positiv entwickelten sich in dem Zusammenhang das Augenmedikament Eylea, das Herzmedikament Adalat, das Lungenhochdruckmittel Adempas und das Krebsmedikament Nubeqa. Bayers Bestseller, der Gerinnungshemmer Xarelto, legte ebenfalls leicht zu.

Mit rezeptfreien Arzneien setzte Bayer im dritten Quartal 1,35 Milliarden Euro um – bereinigt ein Plus von 7,1 Prozent. Hier wirkte sich die weiterhin hohe Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln positiv aus.

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