SommerwetterIn Oberberg sind immer mehr Menschen mit E-Bikes unterwegs – aber nicht alle

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Ein Ehepaar steht mit seinen Fahrrädern auf einer Bahntrasse.

Gisela und Jürgen Rams fahren von Marienheide mit dem E-Bike zum Schloss in Hückeswagen.

Den warmen Samstag haben im Oberbergischen viele für eine Fahrradtour genutzt. Und auch die Fahrradläden sind derzeit voll. 

Es ist noch früh am Samstag, als sich im Oberbergischen viele Fahrradfahrer in Bewegung setzen, um den ersten warmen Sommertag des Jahres für eine Radtour im Sonnenschein zu nutzen.

Unter ihnen sind Gisela und Jürgen Rams aus Wiehl, die ihre Tour mit ihren E-Bikes am Bahnhof in Marienheide starten. Von dort führt ihr Weg über die alte Bahntrasse. „Wir fahren gerne Fahrrad, wenn das Wetter mitspielt“, sagt Gisela Rams. Ihr erstes E-Bike habe sie sich bereits   2015 gekauft, „da ich oft Rückenschmerzen habe und es mir mit dem E-Bike leichter fällt zu fahren“, erzählt sie. 2021 folgte das zweite motorisierte Fahrrad. Ihr Mann Jürgen besitzt seit vier Jahren ein E-Bike.

Große Nachfrage nach E-Bikes auch in den oberbergischen Fahrradläden

Die große Nachfrage nach Fahrrädern mit Motoren beobachtet auch Ralf Röttel. Er und seine Mitarbeiter haben in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Röttel ist Inhaber des Fahrradgeschäfts „RR Bikes“ in Wipperfürth und kann sich aktuell kaum vor Kunden retten. „Das Interesse an E-Bikes ist in den vergangenen drei Jahre immer größer geworden und der Anteil im Verkauf somit auch. Deutlich über 50 Prozent unserer verkauften Räder sind E-Bikes“, berichtet Röttel, in dessen Geschäft pro Jahr rund 500 Räder verkauft.

Rund um die Ostertage sei der Kundenstrom meist besonders stark. „Das hängt vom Wetter ab, aber bei den Sommertemperaturen an diesem Wochenende wollen die Leute natürlich raus“, so Röttel.

Ein Mann steht mit einem E-Bike in einem Fahrradladen.

Ralf Röttel hat in seinem Fahrradladen in Wipperfürth viel zu tun.

Lange bot sich das Bergische Land rein topografisch nicht für ausgiebige Fahrradtouren an. Für ungeübte Radfahrer sind viele Berge zu steil. Das sei jetzt jedoch anders, weiß Marcel Fuderholz, Assistent der Geschäftsführung bei Zweirad Klein in Wiehl-Bielstein. „Viele sind lange kein Fahrrad gefahren und überwältigt davon, was dank der modernen E-Bike-Technik alles möglich ist. Nun suchen sie sich quasi gezielt Berge aus, die sie damit hochfahren können“, verrät er lachend.

Wiehl-Bielstein: Von 15 verkauften Rädern ist nur eins unmotorisiert

Von 15 verkauften Rädern ist bei Zweirad Klein in Bielstein, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Firmenjubiläum feiern, nur noch eins unmotorisiert. „Wir verkaufen fast ausschließlich E-Bikes. Trotzdem ist es uns wichtig, auch Bio-Räder im Sortiment zu behalten, vor allem für Kinder“, berichtet Fuderholz. Zwischen 1200 und 1500 Räder gehen bei Zweirad Klein jährlich über die Ladentheke. Dass E-Bikes deutlich teurer sind, als Bio-Räder, sei den Kunden bewusst, sagten sowohl Marcel Fuderholz als auch Ralf Röttel.

„Ein Vorteil ist, dass viele Arbeitgeber das Jobrad anbieten. Das spielt uns in die Karten, denn diese Räder können mit einem Steuervorteil erworben werden“, so Fuderholz. Denn immerhin kostet ein E-Bike im Schnitt 3500 bis 4000 Euro. Bei „RR Bikes“ in Wipperfürth liegt das teuerste Modell bei stolzen 15.000 Euro. Wie in anderen Branchen seien auch E-Bikes teurer geworden. „Aber was ist seit Corona und Inflation nicht teurer geworden“, meint Fuderholz.

Für Gisela und Jürgen Rams geht es heute dank Motor am Rad von Marienheide bis nach Hückeswagen. „Dort werden wir uns das Schloss angucken. Unterwegs gibt es eine Stärkung, entweder in Wipperfürth oder in Hückeswagen. Dann geht es wieder zurück“, erzählt Jürgen Rams.

Eine weitere Strecke – ganz ohne Motor am Fahrrad – haben sich unterdessen Birgit und Thomas Willkomm vorgenommen. Sie sind von Duisburg aus mit dem Wohnwagen nach Marienheide gekommen. Im Gepäck haben sie ihre Mountainbikes und wollen über einen 60 Kilometer langen Rundweg die Höhen im Bergischen gezielt als Vorbereitung für den nächsten Urlaub am Gardasee nutzen.

Ein Ehepaar steht mit Mountainbikes an einem Radweg neben einer Wiese.

Birgit und Thomas Willkomm mit ihren Mountainbikes im Wald Höhenmeter trainieren.

„Fahrradfahren ist schon lange ein Hobby von uns. Am vergangenen Wochenende waren wir am Rhein, heute haben wir uns das Oberbergische ausgesucht. Auf der Trasse hier in Marienheide sind wir zum ersten Mal unterwegs“, sagt Birgit Willkomm. Fünf Kilometer soll es von Gogarten aus weiter über die Trasse gehen. Dann wollen die Willkomms in den Wald abbiegen und Höhenmeter trainieren.

Ein E-Bike komme für die beiden noch nicht infrage. „Vielleicht in drei Jahren, wenn wir 60 sind“, meint Birgit Willkomm und lacht. Ausprobiert haben sie und ihr Mann die motorisierten Fahrräder jedoch durchaus, als im Urlaub in Dänemark der Gegenwind für das gewöhnliche Bio-Rad zu stark war. „Das war praktisch, und ich finde es toll, wenn durch E-Bikes Leute ans Fahrradfahren kommen, die das sonst eher nicht machen würden. Aber für uns ist das noch nichts. Das Mountainbike fahren ist für uns einfach eine Lebenseinstellung“, sagt Birgit Willkomm.

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