Rätselhafter WaldelfenwegRünderotherinnen verwandeln Wald in Märchenwelt

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Die Frauen hinter den Waldelfen sind Anja Baumert und ihre Mutter Heidrun Dorluff, die damit begannen, bizarr geformte Wurzeln in mystische Lebewesen zu verwandeln. Sie setzten einen Trend: Mittlerweile tun es ihnen einige Menschen nach.

Die Frauen hinter den Waldelfen sind Anja Baumert und ihre Mutter Heidrun Dorluff, die damit begannen, bizarr geformte Wurzeln in mystische Lebewesen zu verwandeln. Sie setzten einen Trend: Mittlerweile tun es ihnen einige Menschen nach.

  • Anja Baumert und ihre Mutter Heidrun Dorluff begannen vor zwei Jahren damit Wurzeln in mystische Lebewesen zu verwandeln.
  • Seitdem haben sich die Wurzelmännern und -frauen rund um die Aggertalhöhle rasant vermehrt.
  • Wer die täglichen Besucher des rätselhaften Waldelfenwegs sind und warum der Märchenwald insbesondere während der Corona-Krise gewachsen ist.

Ründeroth – Der Knollnasentiroler-Elf war der Erste. Anja Baumert und ihre Mutter Heidrun Dorluff kommen aus Ründeroth und entdeckten die bizarr geformte Baumwurzel beim täglichen Wandern rund um die Aggertalhöhle. Zwei Augen ergänzten den Rübezahl-Knubbel, ein Filzhütchen mit Edelweiß aufgesetzt – und der erste Elf lugte aus dem Unterholz.

Das war vor zwei Jahren. Doch verstecken sich zwischen den bemoosten Baumriesen, dem Wurzelwerk umgestürzter alter Fichten, in hohlen Stämmen nicht noch viel mehr Waldgeistergesichter, wenn man seiner Phantasie freien Lauf lässt? Genau das taten die beiden. Mal bekamen die Wesen dicke Augen aus Eicheln, einen zotteligen Schopf aus Wollfäden, mal verwandelte ein wulstiger Baumpilz einen angebrochenen Stamm in einen wilden Affen.

Um die 20 Fabelwesen

„Wir begannen, in einem Rucksack Material mitzunehmen: Holzwolle, Federn, Kastanien, seltsam geformte Äste“, erzählt die 55-jährige Anja Baumert. Nach und nach erschufen die beiden Frauen heimlich und unbemerkt um die 20 Fabelwesen, die den Wald bevölkerten.

Dann gab es eine lange Pause. Ein Jahr lang musste die 78-jährige Heidrun Dorluff aus gesundheitlichen Gründen auf die täglichen Spaziergänge im Waldelfen-Gebiet verzichten. „Als es meiner Mutter wieder besser ging und wir zum ersten Mal nachgucken wollten, ob unsere Geschöpfe Stürme und Regengüsse überlebt hatten, trauten wir unseren Augen nicht“, schildert Anja Baumert ihre Überraschung.

Zuwachs

Zwar waren einige der Fabelwesen verwittert, hatten Vögel einen Federkranz für ihren Nestbau geplündert, war ein Gesicht zerbröselt oder gar ein ganzer Waldbewohner mitsamt seinem Stamm der Motorsäge oder dem Windbruch zum Opfer gefallen. Dafür aber hatten die kleinen Kobolde Zuwachs bekommen. Plötzlich saßen fette Osterhasen im Moos, thronten Weihnachtsmützchen auf Holzabschnitten mit Gesichtern, glotzten Baumscheibengesichter mit Holzaugen von den Stämmen.

Zu Ostern war die Zahl der Waldwesen auf rund 30 angewachsen. „Wir haben dann Familien mit Kindern entdeckt, die Farben dabei hatten“, erzählt Dorluff. Bis dahin war es den beiden Damen gelungen, ihre Identität als Waldelfen-Schöpferinnen geheim zu halten.

Doch dann sorgten die Coronavirus-Maßnahmen für eine explosionsartige Vermehrung bei den Wurzelmännern und -frauen: Weil die Kinder ohne Schule und Kita zu Hause sitzen, entdecken offenbar viele Familien ihre Leidenschaft für den stimmungsvollen Wald rund um die Aggertalhöhle und seine originellen Bewohner.

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