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Corona-Teststationen in Rhein-BergNur noch Schüler und Ungeimpfte lassen sich testen

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Jetzt in den Herbstferien lassen sich viele Kinder und Jugendliche testen, wie hier an der privaten Teststation an der Saaler Mühle in Bergisch Gladbach.

Jetzt in den Herbstferien lassen sich viele Kinder und Jugendliche testen, wie hier an der privaten Teststation an der Saaler Mühle in Bergisch Gladbach.

Rhein-Berg – Da, wo vor ein paar Monaten noch lange Schlangen waren, herrscht jetzt gähnende Leere. Seit dem Ende der Gratis-Coronaschnelltests ist die Nachfrage in den Testzentren stark gesunken. Im Kreis haben die ersten Teststellen dicht gemacht. Für die Anbieter lohnt sich das bisher lukrative Geschäftsfeld nicht mehr. Menschen, die nicht geimpft sind, halten die neuen Regelungen für absurd.

Rückzug der Testzentren

Seit September wurden sechs Schnellteststellen geschlossen. In dieser Woche waren es zwei, davon eine Arztpraxis und ein städtischer Träger, berichtet die Verwaltung des Rheinisch-Bergischen Kreises. Aktuell sind noch 82 Teststellen registriert. Mit dem Ende der Kostenfreiheit seit Montag hat sich die Zahl der Bürgertests im Kreisgebiet halbiert. Statt bisher 2176 Tests pro Tag, waren es am Mittwoch nur noch 1163 Corona-Tests. Die Preise für die Tests variieren stark: von 7,99 über 14,90, 16,50 bis 20 Euro. Im Internet listet der Kreis alle Schnellteststellen auf, diese Liste werde ständig aktualisiert. (ub)

Donnerstagnachmittag in Bergisch Gladbach auf dem Parkplatz an der Saaler Mühle gegenüber vom Thermalbad Mediterana. Anstehen muss hier an der privaten Drive-in-Teststation niemand mehr. In der letzten halben Stunde ist kein einziger Testwilliger gekommen. Die beiden Tester stehen in blauen Ganzkörperanzügen bereit, als jetzt ein Mann vorfährt. Er braucht einen PCR-Test. „Obwohl ich doppelt geimpft bin“, sagt er. Trotzdem sei ein Schnelltest, den er morgens zuhause gemacht habe, positiv ausgefallen. „Aber keine Sorge, mir geht es gut. Ich merke nichts“, sagt er.

Corona-Tests für Minderjährige gratis

Sonst kommen im Moment überwiegend Kinder und Jugendliche. In den Herbstferien müssen sie ins Testzentrum, da die regelmäßigen Tests in der Schule ausfallen. Das Angebot bleibt für Minderjährige weiterhin gratis. „Wir brauchen den Nachweis fürs Schwimmbad“, erzählt Eugenia Congin, während bei ihrem Sohn durch die geöffnete Fensterscheibe ein Nasenabstrich gemacht wird.

„Es kommen nur noch wenige Leute, die bezahlen,“, bestätigt Inhaber Norbert Hasbach, Inhaber der Firma N Health-Point, den deutlichen Rückgang. Vor allem Ungeimpfte blieben weg. Sich mal eben schnell einen Corona-Test machen lassen, bevor man ins Kino, ins Restaurant, zum Sport, zu Veranstaltungen in Innenräumen geht, ist kompliziert geworden – und teuer (siehe „Rückzug der Testzentren“).

Entwicklung in Herbst und Winter abwarten

Deshalb hat Hasbach seine zweite Teststation an der Nußbaumer Straße in Paffrath schon geschlossen: „Da kamen zuletzt nur noch vier bis fünf Leute am Tag, wirtschaftlich nicht mehr darstellbar.“ Auch am zentral im Stadtgebiet gelegenen Standort an der Saaler Mühle verzeichnet er einen Umsatzeinbruch von etwa 20 Prozent. Im Schnitt kämen jetzt noch etwa 100 Kunden pro Tag. Dazu gehören auch die Mediterana-Mitarbeiter, die sich regelmäßig testen lassen. Was die Zukunft dieser Teststation betreffe, bliebe Hasbach nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Denn Herbst und Winter stehen vor der Tür, gibt auch DRK -Geschäftsführer Reinhold Feistl zu bedenken. Die Nachfrage könne wieder steigen: „Keiner weiß, wie die Inzidenzien sich entwickeln.“ Deshalb werde das DRK-Testzentrum an der Hauptstraße 261 bis 31.Dezember in jedem Fall geöffnet bleiben.

Wenn weiter Bedarf bestehe auch darüber hinaus. „Ich sehe es als unsere Aufgabe an, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen“, betont Feistl. Das DRK bietet mit 7,99 Euro kreisweit die günstigsten Schnelltests an. Anders als private Anbieter, müsse sein Verband aber nur „kostendeckend, nicht gewinnorientiert kalkulieren.“

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„Geimpfte können den Virus doch auch weiter verbreiten“, kann eine 52-jährige Kürtenerin nicht nachvollziehen, dass die freien Tests abgeschafft wurden – aus ihrer Sicht ein sinnvolles Instrument, um die Inzidenzien niedrig zu halten. Die Diplom-Biologin selbst lässt sich vorerst nicht impfen. Sie will lieber abwarten, bis es es einen neuen, für sie sicheren Impfstoff gibt.

Eine weitere Kürtenerin, 55, ebenfalls ungeimpft, möchte ins Ausland verreisen. „Sonst gibt es für mich keinen Grund, jedes Mal für einen Test Geld auszugeben. Auch zu dem Preis, dass sie sovom gesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen sein wird. „Dann ist das eben so“, sagt sie. Der Druck, der ausgeübt werden soll, sich doch impfen zu lassen, funktioniere bei ihr jedenfalls nicht.

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