Streit um StürmerWie die Chancen des 1. FC Köln bei Mark Uth stehen

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Trainiert wieder auf Schalke: Mark Uth

  • Der 1. FC Köln hofft weiterhin, dass Mark Uth vom FC Schalke 04 in die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol zurückkehren kann. Doch die Lage ist kompliziert.
  • Am Samstag hatte Horst Heldt auf Vorwürfe aus Gelsenkirchen reagiert. S04-Sportvorstand Jochen Schneider hatte Kritik an Heldt und Gisdol geäußert.
  • Uth selbst trainiert aktuell bei S04, denn auch Schalke kann die Unterstützung des Angreifers gut gebrauchen. Die hätte sich der FC am Ende der Saison sichern können, doch da war der Preis zu hoch. Wie die Situation rund um Uth aussieht.

Friedrichshafen – Vielleicht ist Horst Heldt (50) zu lang im Geschäft, um sich in Fragen des Anstands maßregeln zu lassen. Womöglich hatte er am Samstag aber auch einfach keine Lust auf Diplomatie, als er auf die Vorwürfe aus dem Trainingslager des FC Schalke 04 in Österreich reagierte.

Jochen Schneider (49), als Sportvorstand der Königsblauen einer von Heldts Nachfolgern im Amt, hatte sich bitter darüber beschwert, dass zunächst Heldt und später auch FC-Trainer Markus Gisdol öffentlich den Wunsch geäußert hatten, Mark Uth (29) erneut unter Vertrag zu nehmen. „Die Kölner hatten die Chance, eine Option zu ziehen. Das haben sie nicht“, sagte Schneider, und weiter: „Es gibt einen Ehrenkodex, dass man nicht über Spieler anderer Vereine spricht. Das gehört sich nicht.“

Heldt reagiert auf Schneider

Am Rande des Kölner Testspiels gegen Union Berlin (2:1) nahm Heldt das Thema gern auf. „Es gibt ja ein paar Ehrenkodexe, die man immer hervorholt, wenn sie gerade passen“, sagte der Kölner Sportchef: „Ich kann auch einen nennen, nämlich den, dass man einen Spieler, wenn man ihn verleiht, auch immer spielen lässt. Aber wer nicht selbst Fußball gespielt hat, kann das nicht so empfinden.“

Die Kölner hatten Uth in der vergangenen Rückrunde aus Schalke geliehen, allerdings hatten die Gelsenkirchener dafür gesorgt, dass Uth gegen Schalke nicht spielen durfte. Schneider, der nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann und späterem BWL-Studium die Funktionärslaufbahn im Fußball eingeschlagen hatte, hatte die Klausel verhandelt.

S04 kann über Uth entscheiden

„Das muss jeder für sich selbst einordnen“, sagte Heldt lächelnd, um dem Kollegen in der Sache „natürlich Recht“ zu geben. Dennoch: „Es bleibt dabei, dass wir den Spieler haben wollen, und es ist auch kein Geheimnis, dass Mark sich das vorstellen kann. Trotzdem bin ich nicht doof: Schalke hat einen Vertrag mit Mark, darum hat Schalke zu entscheiden.“

Es ist eine Situation, die in der Transferwelt der Corona-Krise immer häufiger Auftritt. Die Vereine sind zum Sparen gezwungen, weil Zuschauer-Einnahmen in bislang unbekannter Höhe ausfallen. Da die Budgets verplant sind, muss am Personal gespart werden – da ist Schalke keine Ausnahme, zumal der Verein Schulden zu bedienen hat. Die stärkste Position hat derzeit, wer über die größten Reserven verfügt, und da könnte Köln noch leicht vor den Schalkern liegen.

Schalke will Uth nicht mehr verleihen

Dem Spieler selbst dürfte seine Lage dennoch zunehmend missfallen. Uth trainiert bei den Schalkern tadellos mit, angesichts leerer Kassen sind auch in Gelsenkirchen die Transfer-Möglichkeiten begrenzt. Schalke kann Uth gut gebrauchen, daher ist man nicht gewillt, den Spieler ohne Gegenleistung nach Köln ziehen zu lassen. Statt einer weiteren Ausleihe, womöglich mit verpflichtender Kaufoption am Saison-Ende, will man Uth lieber direkt verkaufen.

Unter fünf Millionen Euro wird jedoch kaum etwas zu machen sein, und so viel Geld haben die Kölner derzeit nicht. Ein Angebot aus Köln an die Schalker hat es in diesem Sommer jedenfalls noch nicht gegeben. Für Uth ist das schwierig, denn was hilft es ihm, wenn sein Wunschverein ihn zwar haben möchte, jedoch keinen marktgerechten Preis bezahlen kann? Andererseits können sich die Vereine grundsätzlich keine Ausfälle im Kader mehr erlauben; Klubs können es sich kaum mehr leisten, Geld für Spieler zu bezahlen, die ihnen nicht helfen.

Abgänge brachten dem FC Geld ein

Die Kölner haben in diesem Sommer bereits einige Gehaltsmillionen freigemacht, indem sie zum Beispiel Marcel Risse und Simon Terodde verabschiedeten. Weitere Spieler sollen noch gehen, doch Horst Heldt ist mittlerweile weit genug, um Verpflichtungen anzugehen. Er habe zwar schon „ein paar Spieler an sich vorbeiziehen lassen müssen“, sagte er im Trainingslager in Donaueschingen. Doch nun bemühen sich die Kölner auch um Zugänge, etwa Streli Mamba aus Paderborn. Auch den wollen die Kölner zunächst leihen, was auf „komplett taube Ohren gestoßen“ sei, wie Heldt berichtete. Auch ein erstes Kaufangebot für Mamba sei abgelehnt worden. Mit leeren Taschen verhandelt es sich nicht leicht.

Als der FC den gebürtigen Kölner Uth im Winter aus Schalke entlieh, verhandelte Heldt hart. Eine verpflichtende Kaufoption für unter fünf Millionen Euro lehnte der Sportchef ab, was angesichts der starken Leistungen nach der Winterpause wie ein Fehler aussah. Andererseits scheute Heldt das Risiko, Uth in finanziell schwierigen Zeiten fest zu binden, schließlich hatte er nach seinem Wechsel zu Schalke vor zwei Jahren in 38 Einsätzen nur noch vier Tore erzielt.

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Dass Uth in Köln „an fast jedem Tor beteiligt“ sein würde, wie Trainer Markus Gisdol dieser Tage anmerkte, hatte Heldt hoffen, aber nicht erwarten dürfen. Am Ende der Saison hätte der FC Uth für zehn Millionen Euro fest verpflichten können. Doch da waren durch die Corona-Pandemie längst andere Zeiten angebrochen.

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