Gefühlslage eines FC-FansLeverkusens Titel ist ein Stich ins Herz

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Zwei Fußballspieler verlassen frustriert und enttäuscht das Spielfeld.

Zu oft verlassen die Spieler des 1. FC Köln in dieser Saison das Spielfeld nach einer Niederlage.

Während Leverkusen seinen Titel feiert, kämpft der 1. FC Köln um den Ligaverbleib. Unser Autor beschreibt seine Gefühlslage als FC-Fan.

So ganz überraschend ist es nicht über die Menschheit hereingebrochen. Der erste Meister-Titel für Bayer Leverkusen zeichnete sich in den vergangenen Wochen immer deutlicher ab. Als es dann schließlich unumstößlich feststand, war es doch ein Stich ins Herz vieler FC-Fans – wie das meine.

Nach der ebenfalls nicht so überraschenden Niederlage beim FC Bayern München hat der 1. FC Köln dagegen nicht einmal mehr das Erreichen des Relegationsplatzes in der eigenen Hand. Der siebte Abstieg ist wieder ein Stückchen wahrscheinlicher geworden, wenngleich er noch nicht besiegelt ist.

FC-Verantwortliche seit Jahrzehnten auf Irrwegen

Im Irrgarten richtungsweisender Entscheidungen haben die Verantwortlichen am Geißbockheim in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit irrwitzigem Selbstverständnis oft, zu oft zielsicher die falsche Abzweigung gewählt. Aus der einst so stolzen Diva vom Rhein ist eine abgehalfterte Nebendarstellerin geworden.

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Selbstdarstellerei, Dilettantismus und nicht zuletzt ideologische Verbohrtheit haben diesen vormals wegweisenden Verein an den Rand eines Abgrundes getragen, dessen Boden nur noch zu erahnen ist. Selbst die Hölle der Drittklassigkeit kann in der Folge eines erneuten Abstiegs nicht mehr ausgeschlossen werden. Der von vielen Fußball-Fans ob seines Niedergangs gerne verlachte FC Schalke 04 lässt grüßen.

1. FC Köln erinnert an vergangene Größe

Am Tag nach dem Titelgewinn des ungeliebten rheinischen Nachbarn erinnerte die Social-Media-Abteilung des 1. FC Köln an den 46 Jahre zurückliegenden dritten Gewinn des DFB-Pokals. Als würde angesichts vergangener Größe die Gegenwart die FC-Anhängerschaft nicht schon genug quälen, feierte der, wegen der deutlich kleineren Fan-Gemeinde, oft verhöhnte Rivale die Stunde des größten Triumphs.

Um das Salz in der Wunde noch einmal ordentlich herumzurühren, erzielte ausgerechnet Florian Wirtz in einem bereits entschiedenen Spiel gegen Werder Bremen einen lupenreinen Hattrick. Mit einer Leichtigkeit, als wäre es ein Testspiel gegen Hinterwald Ruppichteroth.

Selbstverschuldeter Niedergang am Geißbockheim

Eben jener Florian Wirtz, den man am Geißbockheim für noch nicht Bundesliga-tauglich befand. Ein Ausnahmesportler, dessen fußballerische Qualitäten dem 1. FC Köln in der aktuellen Situation mehr als hilfreich wären. Eigentlich müsste dem Schicksal verboten werden, einem am Boden liegenden 1. FC Köln noch einmal genüsslich zwischen die Beine zu treten.

Doch, so viel Selbsterkenntnis ist vielen, die den 1. FC Köln im Herzen tragen, zuzutrauen, es ist ein selbstverschuldetes Leiden. Selbst die beiden eher unverhofften Europapokal-Teilnahmen in der jüngeren Vergangenheit vermochten die jeweils handelnden Personen nicht in eine bessere Zukunft für den FC umzumünzen.

Auf der anderen Rheinseite verfügt man, durch einen vom DFB dauerhaft ermöglichten Verstoß gegen die „50 +1“-Regelung, über einen wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil. Das ist unbestreitbar. Bricht man es auf das rein Sportliche herunter – und am Ende einer Saison kommt es nun einmal genau darauf an – ist dieser Titel hochverdient. So sehr dieser Stich ins Herz vieler FC-Anhängerinnen und Anhänger auch schmerzen mag.

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