Haie-Keeper Tobias Ancicka im Interview„Man spielt sich ein bisschen in einen Rausch“

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Haie-Torhüter Tobias Ancicka im Spiel gegen die Düsseldorfer EG

Haie-Torhüter Tobias Ancicka im Spiel gegen die Düsseldorfer EG

Der Haie-Goalie spricht im Interview über das jüngste 4:0 des KEC in Mannheim, seinen Anspruch an sich selbst und die Ziele in dieser DEL-Saison.

Herr Ancicka, Sie haben am Sonntag beim 4:0 der Haie in Mannheim 33 Schüsse abgewehrt. Wie geht es Ihnen am Tag danach?

Tobias Ancicka Es war ein schönes Spiel und hat viel Spaß gemacht. Mannheim ist eine sehr starke Mannschaft und hat viel Druck gemacht. Wir sind super happy über die drei Punkte. Vor dem Spiel haben wir gesagt: Wir wollen hinten sicher stehen, das war unsere Priorität. Und wir haben eiskalt unsere Konter ausgenutzt. Mannheim hatte mehr Chancen, aber man muss auch deren Qualität sehen. Und da hatten wir qualitativ bessere Torchancen. Natürlich hatten wir außerdem auch ein bisschen mehr Glück als Mannheim.

Es war Ihr zweiter Shut-out in dieser Saison und als Haie-Torwart, Ihr zweites Zu-Null-Spiel. Als sie in die Kabine kamen, haben die Mitspieler applaudiert. Was bedeutet das für Sie?

So ein Shut-out ist immer auch ein Zeichen einer starken Mannschaftsleistung. Für mich ist es top und gibt mir Selbstvertrauen. Aber jetzt geht es weiter, am Freitag haben wir schon unser nächstes Spiel gegen Straubing. Das ist eine sehr unangenehme Mannschaft mit sehr schnellen Spielern, eine der besten Defensivmannschaften der Liga und sehr, sehr kontergefährlich. Das wird hart, aber wir haben gerade Selbstvertrauen getankt.

Trotz sieben Gegentoren Selbstvertrauen 

Am Sonntag vor dem Mannheimspiel standen Sie auch beim 1:7 der Haie in Düsseldorf auf dem Eis und wurden nach dem sechsten Gegentreffer ausgewechselt. Wie haben Sie es geschafft, dieses negative Erlebnis so gut wegzustecken?

Es hat mich natürlich frustriert, diese Niederlage im Derby war sehr bitter für die ganze Mannschaft. Es waren viele Fans von uns da, und wir haben uns so abschießen lassen. Als Profi muss man solche Spiele abhaken und nach vorne blicken. Ich habe nicht an mir gezweifelt, denn ich habe ein System im Spiel, das ich durchziehe, und bin sehr selbstbewusst in diesem System. Ich fühle mich zurzeit sehr wohl im Tor. Und dass auch einmal schlechte Spiele kommen, das ist normal. Ich bin nach so einem Spiel kurz genervt, dann wird der Kopf freigemacht und der volle Fokus aufs nächste Spiel gerichtet.

In Berlin, wo Sie mit den Haien Anfang November mit 1:0 nach Penaltyschießen gewannen, hatten Sie Ihren anderen Shut-out. War das noch ein bisschen härter?

Es waren mehr Schüsse, aber auch da waren wir hinten sicher. Die Schüsse kamen meistens von außen. Wenn das so ist, wenn die Mannschaft so spielt, ist es für mich angenehm. Man bleibt die ganze Zeit im Spiel, ist die ganze Zeit warm. Man spielt sich dann so ein bisschen in einen Rausch hinein. Je mehr Schüsse man bekommt, ein desto besseres Gefühl bekommt man auch. Für die Winkel und das Spielgeschehen. Wenn man kalt drinsteht und dann ein Konter kommt, ist es einen Tick schwieriger.

Sie haben in Mannheim das Goalie-Duell gegen Arno Tiefensee klar gewonnen, der 21 und damit ein Jahr jünger als Sie ist. Hat Ihnen das etwas bedeutet, auch im Hinblick auf die Zukunft in der Nationalmannschaft?

Ich wollte einfach gewinnen. Arno und ich kennen uns gut, doch mir ist egal, wer im anderen Tor steht. Ich will gewinnen – so gehe ich in jedes Spiel.

Durch Konstanz und Stabilität in die Top Vier 

In der ersten Phase der Saison ging es mit Ihren Leistungen ein wenig auf und ab. Inzwischen haben Sie sich stabilisiert, sehen Sie das auch so?

Auf jeden Fall. Der Anfang war nicht einfach. Ich hatte ein paar Ausrüstungswechsel, zum Beispiel einen Wechsel der Schienen, war noch nicht ganz in Form und habe mich in dem System noch nicht ganz zurechtgefunden. Ich musste mich in die Mannschaft hineinfinden. Das hat sich jetzt alles stabilisiert. Als Torwart muss man 60 Minuten fokussiert sein und darf sich keine Fehler erlauben.

Im teaminternen Torhüter-Duell mit Mirko Pantkowski haben Sie sich Vorteile erarbeitet. Ist Ihr Verhältnis dadurch belastet?

Nein, überhaupt nicht. Mirko ist ein Top-Torwart, er hat brutales Potenzial und ist ein Profi durch und durch. Er verhält sich top, wir verstehen uns super. Zurzeit habe ich das Momentum, aber im Eishockey kann es schnell gehen. 

Welche Ziele haben Sie sich mit den Kölner Haien für diese Saison gesetzt?

Wir wollen auf jeden Fall unter die Top Vier kommen, mehr Konstanz aufbauen, die Schwankungen beheben, die wir in letzter Zeit hatten. Ich versuche, in jedem Spiel gut zu halten und mich jeden Tag zu verbessern. Und dann schauen wir mal, was kommt.

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