Weltweit einzigartiges Verfahren wird in Köln vorgestelltDurchblutungsstörungen dauerhaft lindern

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Patienten mit Raynaud-Syndrom leiden meist unter starken Durchblutungsstörungen der Finger und Zehen.

Patienten mit Raynaud-Syndrom leiden meist unter starken Durchblutungsstörungen der Finger und Zehen.

Bei starken Durchblutungsstörungen kann Patienten dank eines weltweit einzigartigen Verfahrens nun geholfen werden. Am 28. Mai wird dies im Studio Dumont vorgestellt.

Im Winter unbeschwert auf dem Weihnachtsmarkt schlendern oder eine Runde Schlittschuhlaufen gehen. Für die allermeisten Menschen sind solche Tätigkeiten eine schöne Beschäftigung. Für einige Personen, die unter Durchblutungsstörungen leiden, können Aktivitäten dieser Art in der kalten Jahreszeit allerdings zu einer Qual werden. Leiden sie gar am Raynaud-Phänomen kann die Durchblutung von Fingern, Zehen, Ohren oder der Nase enorm beeinträchtigt sein. Denn die Körperteile der Betroffenen fühlen sich taub an und verfärben sich bei Kälte sowie Stress sogar weiß oder blau. Die Folgen sind große Schmerzen, wobei eine dauerhafte Durchblutungsstörung sogar zum Absterben von Gewebe führen kann. Heißt: Bei sehr starker Ausprägung des Raynaud-Phänomens droht ein Verlust von Fingern oder Zehen.

Weltweit einzigartige Behandlungsmethode

Gleichzeitig sind Therapieversuche in Form von Gymnastik und der Verabreichung von Salben oder Medikamenten in zahlreichen Fällen nicht erfolgsversprechend. Am Universitätsklinikum Bonn steht nun allerdings eine besondere Behandlungsmethode zur Verfügung, die ihresgleichen sucht und im Rahmen einer kostenlosen Informationsveranstaltung am 28. Mai im Studio Dumont vorgestellt wird. „Wir haben die Rückmarkstimulation samt Closed-Loop-Verfahren als mögliche Therapie für Patienten mit Raynaud-Phänomen erstmals in einer Pilotstudie mit zehn Patienten sehr genau untersucht. Bei ihnen waren die Symptome sehr stark ausgeprägt, die Ergebnisse nach unserer Behandlung aber exzellent“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. MUDr. Valentin S. Schäfer vom Universitätsklinikum Bonn den weltweit einzigartigen Therapieansatz. „Patienten mit schwerer Ausprägung des Raynaud-Phänomens können wir dadurch also sehr gut helfen, zumal für diese Patienten mit schwerer Manifestation keine andere therapeutische Möglichkeit besteht.“

Durch eine Stimulation des Rückenmarks wird verhindert, dass das Schmerzsignal zum Gehirn gelangt.

Durch eine Stimulation des Rückenmarks wird verhindert, dass das Schmerzsignal zum Gehirn gelangt.

Schmerzwahrnehmung wird verändert

Bei dieser vielversprechenden Form der Rückenmarkstimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) werden Elektroden in der Nähe der Wirbelsäule integriert, die mit dem ebenfalls unter der Haut platzierten implantiertem Puls Generator  (IPG) verbunden werden. Die dort entstehenden leichten Impulse helfen wiederum dabei, die Nerven zu kontrollieren, die für die Verengung der Blutgefäße verantwortlich sind, was ein Schlüsselfaktor beim Raynaud-Syndrom ist. „Wird das SCS-Gerät letztlich aktiviert, sendet es Signale an das Gehirn, die die Schmerzwahrnehmung verändern und die Durchblutung der Extremitäten verbessern“, erklärt Dr. Georgios Matis, der als Oberarzt in der Uniklinik Köln tätig ist. „Dies kann die Häufigkeit und Schwere der Raynaud-Schübe verringern und den Patienten eine deutliche Linderung ihrer Symptome verschaffen.“ Tatsächlich geht es den allermeisten Patienten nach dieser neuartigen Behandlung innerhalb kürzester Zeit spürbar besser. „Früher mussten wir viele Patienten enttäuscht wegschicken. Doch jetzt haben wir tatsächlich eine Möglichkeit, ihnen zu helfen“, sagt Univ.-Prof. Dr. med. MUDr. Valentin S. Schäfer über die preisgekrönte Vorgehensweise. „Wir haben uns mit diesem Projekt für den Ideen-Wettbewerb der Deutschen Rheumaliga beworben und ihn anschließend auch gewonnen. Das ist ein Ritterschlag dieser sehr strengen Patientenvereinigung, der zusätzlich für diese einzigartige Behandlung spricht.“

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Stimulation durch Impulse

Entscheiden sich Patienten mit schwerem Raynaud-Phänomen für eine Closed-Loop-Rückenmarksstimulation werden im Rahmen einer einstündigen Operation zwei Stimulationselektroden nach einem vier bis fünf Zentimeter langen Schnitt minimalinvasiv am Rückenmark implantiert. Anschließend erfolgt der Anschluss an einen Stimulator, der schwache elektrische Impulse an das Rückenmark sendet. Durch diese Stimulation wird letztlich verhindert, dass das Schmerzsignal zum Gehirn gelangt. Schmerzen können so gelindert werden. Entscheidet sich der Patient anschließend dazu, die Therapie dauerhaft fortzuführen, wird letztlich ein Neurostimulator während einer zweiten halbstündigen Operation implantiert. „Man muss sich erstmal an dieses Gefühl gewöhnen“, erinnert sich Patientin Angelika Dezutter, bei der die neuartige Therapie aufgrund von chronischen Rückenschmerzen zur Anwendung kommt. „Am Anfang habe ich gedacht: Auweia, was hast du da nur gemacht? Das Ganze fühlt sich so an, als würde die Muskulatur zittern. Doch schon nach kurzer Zeit wurde das Gefühl immer besser, da sich die Stimulation in Abstimmung mit den Ärzten regulieren lässt.“

Individuelle Regulationsmöglichkeit

Anders als bei herkömmlichen Rückenmarksstimulationen können bei der Closed-Loop-Verfahrensweise Daten gemessen und die Signalstärken auf die jeweilige Situation der Patienten angepasst werden. Dies geschieht zunächst in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten. „Nach der Operation kommen die Patienten nochmals zu uns in die Sprechstunde. Dabei nehmen wir gemeinsam die Feinabstimmung vor“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Jarek Maciaczyk vom Universitätsklinikum Bonn. „Vor dem Winter kommen die Patienten dann nochmals zu uns, um sicherzustellen, dass sie weiter zufrieden sind.“ In der Zwischenzeit können Betroffene die Impulsgebung selbst steuern, und zwar unkompliziert per Fernbedienung. „Dadurch sind die Patienten auch selbst dazu in der Lage, die Intensität der Stimulation zu beeinflussen, je nach Bedarf“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Jarek Maciaczyk, während Angelika Dezutter ergänzt. „Ich kann verstehen, dass Menschen Angst davor haben, sich im Wirbelsäulenbereich operieren zu lassen, die hatte ich auch. Aber dass es die Option einer solchen Behandlungsmethode gibt, sollten sie unbedingt wissen.“ Deshalb raten sowohl therapierte Patienten als auch die verantwortlichen Experten den Betroffenen dazu, unbedingt an der kostenlosen Informationsveranstaltung am 28. Mai im Studio DuMont teilzunehmen. Schließlich könnte es für sie der Anfang einer beschwerdefreien Zeit mit deutlich mehr Lebensqualität sein.


Die Informationsveranstaltung

Studio Dumont

Breite Straße 72

50667 Köln

28. Mai

17.30 Uhr

Anmeldung unter: 0221/224-2586 oder claudia.effer@kstamedien.de

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