Fusion mit BarmeniaKölner Gothaer Versicherung rückt in die Top Ten auf

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ARCHIV - 29.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Logo hängt über dem Sitz der Gothaer Versicherung. Die beiden Versicherungen Gothaer und Barmenia schließen sich zusammen, das Bundeskartellamt hat grünes Licht gegeben. (zu dpa: «Grünes Licht für Fusion von Barmenia und Gothaer») Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Das Logo hängt über dem Sitz der Gothaer Versicherung in Köln.

Die Fusion mit der Barmenia ist nach Zustimmung des Kartellamtes auf der Zielgeraden. Damit wird die Gothaer die Nummer zehn in Deutschland.

Die Kölner Gothaer Versicherung hat das vergangene Jahr trotz schwieriger geopolitischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen erfolgreich abgeschlossen und sieht sich gestärkt für die geplante Fusion mit der Wuppertaler Barmenia Versicherung.

Die Beiträge der Kölner legten im Jahr 2023 um 7,2 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro zu. „Damit sind wir deutlich stärker als der Markt gewachsen“, sagte Gothaer-Vorstandschef Oliver Schoeller bei der Vorlage der Bilanz am Freitag. Das sei umso bemerkenswerter, da die schwächelnde Konjunktur, die anhaltende Inflation und das gestiegene Zinsniveau die Versicherungswirtschaft im vergangenen Jahr vor große Herausforderungen gestellt habe. Unter dem Strich konnte die Gothaer einen Jahresüberschuss von 78 Millionen Euro verbuchen.

Eine Million Krankenversicherte

Wachstumstreiber war im vergangenen Jahr vor allem das Schaden- und Unfallgeschäft (Komposit). Hier lag der Zuwachs bei zwölf Prozent. Besonders gut lief es im Bereich der Unternehmenskunden, der um 14 Prozent zulegte. Auch in der Krankenversicherung stehen gute Zahlen zu Buche, das Segment legte 5,6 Prozent zu. Die Vollversicherung verzeichnete dabei ein deutliches Beitragsplus von sechs Prozent. Die Zusatzversicherung legte um 4,4 Prozent zu. Damit hat die Gothaer knapp eine Million Krankenversicherte – eingerechnet ist hierbei auch die Auslandsreiseversicherung.

Die Segmente Komposit und Krankenversicherung liegen damit laut Gothaer deutlich über dem Marktwachstum von 6,8 Prozent beziehungsweise 2,3 Prozent.

Lebensversicherungen weniger attraktiv

Im Bereich der Lebensversicherung blieb es vergleichsweise schwierig. Grund ist vor allem, dass das Einmalbeitragsgeschäft aufgrund der gestiegenen Zinsen nicht mehr so attraktiv für Kunden ist. Mit einem Rückgang der Beitragseinnahmen um 2,6 Prozent liegt die Gothaer dennoch deutlich über Marktniveau (-5,0 Prozent).

Mit Blick auf die geplante Fusion mit der Barmenia sagte Konzernchef Schoeller, man liege voll im Plan. Nach dem Abschluss der Due-Diligence-Prüfung, also dem Blick in die Bücher, hatte im März auch das Bundeskartellamt dem Zusammenschluss zugestimmt.

Nun haben die jeweiligen Vorstände der beiden Versicherer auch ein sogenanntes Business Combination Agreement (BCA) abgeschlossen. Darin wurde das weitere Vorgehen festgelegt, die dazu erforderlichen Maßnahmen und Bedingungen. „Damit verpflichten wir Vorstände uns, die rechtliche und wirtschaftliche Umsetzung des Zusammenschlusses bestmöglich voranzutreiben und zu fördern“, sagte Gothaer-Chef Oliver Schoeller.

Beide Unternehmen hatten Ende September 2023 ihre Fusion verkündet. Immer wieder wurde betont, dass es ein Zusammenschluss auf Augenhöhe sein werde und keinesfalls eine Übernahme der Barmenia durch die deutlich größere Gothaer.

Die Wuppertaler Barmenia ist vor allem in der Krankenversicherung stark: Gemessen an den gesamten Prämien von 3,1 Milliarden Euro entfallen 80 Prozent auf dieses Segment. Die Gothaer liegt nun bei 4,9 Milliarden Euro Prämieneinnahmen, mit Fokus auf dem Geschäft mit Lebens- und Sachversicherungen sowie Geschäftskunden.

Stellen sollen nicht gestrichen werden. Zudem gibt es eine dreijährige Beschäftigungsgarantie. Auch die beiden Unternehmensstandorte Köln und Wuppertal bleiben erhalten, was nun noch einmal schriftlich fixiert worden ist. Auch für die Kunden werde sich nichts ändern, heißt es. Der Versicherungsschutz bleibe unverändert bestehen.

Die Barmenia hat von insgesamt 2500 Beschäftigten rund 2200 am Standort in Wuppertal. Die Gothaer von 4860 rund 3400 am Unternehmenssitz in Köln.

Zusammenschluss soll im Herbst vollzogen sein

Ende August 2024 soll das gemeinsame Unternehmen in das Handelsregister Köln eingetragen werden. Ende September oder Anfang Oktober 2024 soll der Prozess dann abgeschlossen sein. „Das bedeutet, dass wir ab dem vierten Quartal gemeinsam am Markt agieren können“, sagte Schoeller. Die künftige Holdinggesellschaft soll den Namen Barmenia.Gothaer Finanzholding AG tragen.

Wie die jeweiligen Kapitalanteile an der neuen gemeinsamen Holding verteilt werden sollen, dazu wollte die Gothaer noch keine Angaben machen. Es ist der erste große Zusammenschluss in der Branche seit fast 20 Jahren. Mit der Fusion rücken die beiden Versicherer gemeinsam auf Platz zehn der deutschen Versicherungsbranche auf. Bislang rangierte die Gothaer auf Platz 14, die Barmenia auf Platz 21.

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