Zu wenig neue WohnungenBaukrise belastet deutsche Küchenindustrie

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Zum Themendienst-Bericht von Simone Andrea Mayer vom 9. Februar 2015: Auf den ersten Blick sind manche modernen Küchen nicht mehr als solche wahrzunehmen: Die Schränke könnten auch zur Wohnzimmereinrichtung gehören, die Elektrogeräte sind nicht direkt auszumachen. 
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Besonders das Premium-Segment der Küchen verzeichnete hohe Umsatzrückgänge.

Die Hersteller sehen aber mittlerweile die Talsohle erreicht. Aus für das Format „Living Kitchen“ auf der Kölner Möbelmesse.

Die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage ist auch an der deutschen Küchenbranche nicht spurlos vorbeigegangen. Allerdings sehen die Hersteller die Talsohle mittlerweile als erreicht. „Im Laufe des Jahres hoffen wir angesichts der Inflationsrate und der Erholung des Konsumklimas auf eine Belebung des Geschäfts“, sagte Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK).

Umsatz sinkt auf sechs Milliarden

Im vergangenen Geschäftsjahr sank der Umsatz der deutschen Küchenmöbelindustrie im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent auf rund sechs Milliarden Euro. Im Küchenfachhandel ging die Verkaufsmenge laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) um 18,9 Prozent und der Umsatz um 19,2 Prozent zurück. Auf dem Einbaugerätemarkt sanken die Verkaufsmenge um 9,5 Prozent und der Verkaufsumsatz um 9,4 Prozent.

Küchenkäufe wurden in Corona-Jahren vorgezogen

Grrund ist neben einer allgemeinen Konsumzurückhaltung auch die Tatsache, dass die Deutschen in den Corona-Jahren viel Geld in das eigene Zuhause investiert haben, auch in neue Küchen. „Viele Haushalte haben während der Pandemie den Küchenkauf vorgezogen, weil der große Jahresurlaub ausfiel – dementsprechend stand dort auch überdurchschnittlich viel Budget zur Verfügung, bei den meist einkommensstarken Käufern“, sagte Markus Wagenhäuser, Leiter des Bereichs Großgeräte bei der GfK. Auch ältere Geräte seien oftmals ersetzt worden.

Nun sitzt das Geld auch aufgrund der Inflation bei vielen nicht mehr so locker. Und so sanken die Durchschnittsausgaben für eine neue Küche nach jahrelangem Anstieg um 54 Euro auf 11.325 Euro. Besonders litt das Premiumsegment. Hier sank der Umsatz mit Küchen zum Preis von 20.000 Euro aufwärts um 26 Prozent. Bei Küchen bis 5000 Euro kam es zu einem Umsatzminus von 18,2 Prozent.

Energieeffiziente Haushaltsgeräte sind gefragt

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist der Wohnungsbau, der den Kauf neuer Küchen erwartungsgemäß ankurbelt. Solange dieser stocke, müsse es sich die Branche zur Aufgabe machen, die Renovierungsneigung zu erhöhen, betonte AMK-Vorstandssprecher Michael Mehnert.

Deutlich wachsen konnten allerdings 2023 besonders energieeffiziente Haushaltsgeräte. So legte der Umsatzanteil der Kühlgeräte der Energieeffizienzklassen A, B und C von 16 Prozent auf 25 Prozent zu. Auch bei Geschirrspülern waren die Top-Energieeffizienzklassen gefragt. Der Umsatzanteil der Klassen A, B und C erhöhte sich von 34 Prozent auf 43 Prozent.

Im Trend lagen zudem mit schwarzer Front versehene Einbaubacköfen (+23 Prozent), designorientierte Multidoor-Kühlgeräte (+13 Prozent). Auch smarte Hausgeräte gewinnen an Bedeutung und machen mittlerweile ein Viertel des Umsatzes mit Haushaltsgeräten aus.

Den Auftakt für das laufende Geschäftsjahr bezeichnete AMK-Vorstandssprecher Markus Sander als nach wie vor verhalten. Im Januar und Februar verzeichnete die Küchenmöbelindustrie einen Umsatzrückgang von knapp zehn Prozent. Im Fachhandel gingen die Verkaufsmenge um 3,4 Prozent und der Verkaufsumsatz um 8,3 Prozent zurück. Bei den Einbaugeräten ermittelte die GfK eine um 2,7 Prozent geringere Verkaufsmenge und einen um 4,6 Prozent rückläufigen Umsatz.

Küchen werden in Möbelmesse integriert

Zu den bislang nicht offiziell bestätigten Plänen des schwedischen Möbelgiganten Ikea, Planungsstudios in den Innenstadtlagen von Galeria zu eröffnen, sagte AMK-Geschäftsführer Volker Irle: „Zur Belebung der Innenstädte ist eine zunehmende Präsenz des Küchenhandels in zentralen Lagen grundsätzlich positiv zu beurteilen.“

Mit Blick auf die Kölner Möbelmesse IMM und das eigenständige Format „Living Kitchen“, auf dem die Hersteller bislang im zweijährigen Turnus ihre Neuheiten präsentierten, steht nun fest, dass es dies in der jetzigen Form nicht mehr geben wird. „Gleichwohl werden auf der imm cologne im kommenden Januar Küchen zu sehen sein. Wir werden das Thema Küchen in die imm integrieren“, so Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter Messemanagement bei der Koelnmesse.

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