Mit SondergenehmigungSPD-Chef Ott grillt im Landtag Würstchen – und Wüst?

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SPD-Chef Ott ist auf der Terrasse seines Büros im NRW-Landtag zu sehen. Er grillt Würstchen.

Erster Griller im NRW-Landtag: SPD-Chef Ott auf der Terrasse seines Büros

Den ersten Grill im NRW-Landtag hat SPD-Fraktionschef Jochen Ott jetzt eingeführt. Was der Kölner Politiker dort für Gäste am liebsten brutzelt.

Lange lag die Terrasse vor dem Büro des SPD-Fraktionschefs im Landtag brach. Von der nahen Rheinkniebrücke aus kann man direkt draufgucken – daher ist man etwas auf dem Präsentierteller. Neu-Fraktionschef Jochen Ott hat damit kein Problem. Er hat nichts zu verstecken – aber was zu zeigen: Den ersten Grill im Landtag. Auf dem brutzelt der Kölner Politiker Würstchen für Minister, Verbandsvertreter und andere Gäste.

„Normalerweise serviert man bei solchen Treffen ja Kekse und Kaffee“, sagt Ott: „So eine Wurst macht es doch gleich viel lockerer.“ Der SPD-Mann kam vor fünf Monaten ins Amt. Danach lud er erst mal viele zum Kennenlernen ein. Dazu gab’s dann oft Currywurst. Vorher holte Ott sich die Erlaubnis vom Landtag ein. Und so wurde der Elektrogrill von der Kult-Marke „Weber“ erst mal zum Vorgang.

Kohle- oder Gasgrill im Landtag? Verboten!

So sagte ein Landtagssprecher auf Anfrage: „Generell ist Grillen im Landtag aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, auch nicht auf den offenen Flächen. In bestimmten Ausnahmefällen kann es ermöglicht werden, wenn es sich um einen Elektrogrill handelt. Die Nutzung von Kohle- und Gasgrills ist immer unzulässig.“ Mit der Ausnahmegenehmigung brutzelt Ott jetzt mit Rheinblick. Im November lädt er noch ein paar Kollegen ein, dann ist Winterpause am Rost („wird ja auch zu frisch“). Dann heizt der Oppositionsführer noch Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Plenum ein.

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Apropos: Was macht denn mehr Spaß? Wüst zu grillen oder eine Bratwurst? „Es ist eindeutig schöner, auf der Terrasse zu grillen - weil die Würstchen geben ja wenigstens eine Reaktion“, sagt Ott lachend. Er hat einen anderen Ton in den Landtag gebracht. Vorgänger Thomas Kutschaty (SPD) war nicht unbedingt für launige Scherze bekannt. Der Kölner Ott begrüßte die Gäste beim Sommerfest seiner Fraktion mit sarkastischen Witzen auf Kosten unter anderem der Grünen, angelehnt an den Film „Leben des Brian“.

Zurück zum Grillen: Was ist zäher? Oppositionsarbeit oder ein durchgebratenes Steak? „Oppositionsarbeit ist schon zäh“, gibt Ott zu: „Weil wir natürlich gute Vorschläge machen und die ja immer grundsätzlich abgelehnt werden. Es gibt keinen einzigen Vorschlag von uns, der einfach mal aufgenommen wird. Das ist schon ärgerlich. Und gerade in der Krisensituation würde ich von der Regierung mehr Souveränität erwarten.“

Lieblingsthema der Opposition verrät Wüsts Spitzname: „Instapräsident“

Ministerpräsident Wüst würde Ott auch auf ein Würstchen einladen – „aber dafür müsste er ja erstmal tatsächlich bereit sein, über Politik zu sprechen. Er macht ja lieber Fotos und keine konkreten Vorschläge.“ Der SPD-Fraktionschef spielt damit auf den Spitznamen „Instapräsident“ an, den inzwischen auch die FDP übernommen hat, um Wüsts Fototermine aufs Korn zu nehmen. Die Opposition findet: Wüst macht eben lieber Content für Instagram – statt politische Inhalte zu liefern.

Was will Ott in den kommenden Wochen politisch servieren? In Sachen Flüchtlingskrise hofft Ott, „dass sich in Berlin jetzt Ampel und die Union auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen.“ In NRW will die SPD „konkrete Vorschläge für Rettungspakete für Kitas und Schulen und Pflege“ machen: „Weil wir im Moment befürchten, dass jede Menge Träger in die Insolvenz gehen.“ Ott schaut auch auf die Arbeitszeit der Feuerwehrleute, „die nicht verlängert werden darf. Die sind mit 60 einfach platt, weil wir 48-Stunden-Wochen haben, weil die körperlich hart arbeiten müssen.“

Und: „Wir werden natürlich noch mal darauf drängen, dass bei dem Umbau der Industriegesellschaft auch ein Transformationsfonds auf den Weg gebracht werden muss, damit die Anpassungsprozesse durch den Klimawandel finanziert werden können.“ Ott referiert das – und fragt nebenbei: „Alt, Pils, oder Kölsch? Wir haben alles.“ Am Ende wurde es eine Rhabarberschorle. Und ein Würstchen im Baguette. Currysauce war aus.

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